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Ella Blix:
Antje Wagner & Tania Witte

1. Wie seid ihr dazu gekommen, Autorinnen zu werden? War das schon immer euer persönlicher Traum, oder hat sich das irgendwann so ergeben?

 

Antje: Also – ich selbst hab eigentlich schon immer geschrieben, allerdings anfangs eher Tagebuch und Briefe. Das Geschichten-Schreiben begann erst so richtig mit zwanzig Jahren. Schriftstellerin hauptberuflich zu werden – diesen Gedanken hatte ich aber nicht. Allerdings „kam“ mir dann etwas „dazwischen“, nämlich: ein Literaturstipendium der Stiftung

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Foto: Astrid Poppenhusen

Kulturfonds für meinen zweiten Roman. Da war ich gerade sechsundzwanzig. Dieses Stipendium hatte folgende Bedingungen: Man würde mich für ein halbes Jahr finanziell unterstützen, damit ich ohne wirtschaftliche Sorgen an dem Roman arbeiten könne – die Bedingung aber sei, dass ich sämtliche andere Arbeit niederlege und mich nur aufs Schreiben konzentriere für diese Zeit. Das war für mich der Moment, an dem ich die Entscheidung traf. Von dem Moment an hab ich mich selbst dann auch als Schriftstellerin definiert. 

 

Tania: Es war in der Tat schon sehr früh mein Traum. Allerdings hab ich mich lange nicht getraut, die vorgedachten Bahnen zu verlassen. Während meines Studiums hab ich begonnen, journalistisch zu arbeiten, weil mich das Schreiben nicht losgelassen hat. Und wie das so ist mit Leidenschaften – irgendwann brechen sie sich Bahn. Also habe ich, das Diplom frisch in der Tasche, weitergeschrieben. Bis mein erstes Buch veröffentlich wurde, dauerte es dann noch eine Weile, weil ich es neben einem Vollzeitjob als Leitende Redakteurin schrieb. Schriftstellerin bin ich also schon lange – davon leben kann ich allerdings erst, seit ich im Jugendbuchbereich gelandet bin. 

 

2.     Wie verknüpft ihr das Autorinnenleben mit eurem Privatleben?

 

Antje: Vieles läuft da parallel. Bei mir und vielen anderen (aber nicht allen) Schriftsteller*innen ist es so, dass wir zu Hause schreiben, kein Büro haben. So ist schon mal das Private und das Berufliche ganz automatisch verknüpft. Dann gehören – vor allem für hauptberufliche Jugendbuchautor*innen – umfangreiche Lesreisen hinzu. Wir verdienen unser Geld nämlich nicht mit dem Buchverkauf, sondern v.a. durch unsere Veranstaltungen in Schulen, Bibliotheken und auf Festivals. Wenn man jetzt kleine Kinder zu Hause hat, ist das nur schwer machbar oder man braucht einen Partner/eine Partnerin, die einen total unterstützen.

Tania: Ich sehe meine Freund*innen eigentlich immer zu wenig, weil ich ständig unterwegs bin. Bei mir kommt noch dazu, dass ich an zwei unterschiedlichen Orten lebe, also ohnehin schon viel reise. Dazu denn noch die Lesereisen ... Was Antje sagt: Als Schriftsteller*in verwäscht das Privatleben mit dem Beruf. 

 

3.     Werdet ihr manchmal auf der Straße von Fans erkannt?

 

Antje: Also – mir ist das nur ein einziges Mal passiert. Das war lustig. Aber ansonsten haben wir Jugendbuchautor*innen kein Rockstar-Wiedererkennungspotenzial.

 

Tania: Mir auch erst einmal. Und Rockstarpotential ... Ich wurde mal gebeten, auf einem T-Shirt zu unterschreiben – das war lustig. 

 

4.     Wieso heißt euer Pseudonym genau Ella Blix? Gibt es dafür einen bestimmten Grund?

 

Tania: Das ist ganz einfach. Wir heißen Wagner und Witte. Das heißt, man steht im Regal immer ganz unten rechts … Das ist ein bisschen frustrierend. Hinzu kam, dass Antje im Jugendbereich schon gearbeitet hatte, ich dort aber noch völlig neu war. Darum haben wir gedacht, wir suchen uns einen neuen Namen, damit wir auf Augenhöhe sind und gemeinsam bei Null anfangen. Und der Verlag hat diese Idee sehr unterstützt. Es hat dann aber eine Weile gedauert, bis wir den Namen „Ella Blix“ gefunden haben.

 

5.     Bevor ihr begonnen habt zusammen zu schreiben, hattet ihr euch ja auch schon getrennt einen Namen gemacht. Habt ihr die Bücher der jeweils anderen auch gelesen und wie ist es dazu gekommen, dass ihr gemeinsam schreibt? An sich gibt es so was ja nicht so häufig.

 

Antje: Ja, wir kannten und schätzten uns als Leserinnen unserer Bücher. Ich fand Tanias Art zu schreiben einfach Klasse. Als ich dann 2016 dabei war, meine Anthologie „Unicorns don’t swim“ zusammenzustellen, habe ich Tania gefragt, ob sie eine Geschichte beitragen würde. Tania schrieb dann eine, die mir den Boden unter den Füßen weggehauen hat, und ich fragte sie, ob sie sich vorstellen könnte, daraus eine größere Sache zu machen: einen Jugendroman. Und zwar zusammen mit mir. 

 

Tania: Ich hab erst mal gezögert, weil ich vorher Bücher für Erwachsene geschrieben habe und unsicher war, ob ich den richtigen Ton für Jugendbücher finden würde. Aber ich bin ein total neugieriger Mensch, also hab ich mich auf das Abenteuer eingelassen. 

 

Antje: Glücklicherweise! Denn das Abenteuer wurde „Der Schein“, unser erstes gemeinsames Jugendbuch: ein fast 500-seitiger Roman mit Mystery-Elementen, an dem wir tierisch viel Spaß hatten. 

 

Tania: Allerdings. Von der Ursprungsgeschichte geblieben ist dabei übrigens nur noch die Hauptfigur Alina, deren Mutter auf rätselhafte Weise verschwunden ist. Alles andere haben wir völlig neu erfunden. 

 

6.     Trefft ihr euch immer, um zusammen zu schreiben, oder teilt ihr es euch auf und dann schreiben ihr getrennt jeweils einen Abschnitt und legt ihn dann später zusammen?

 

Antje: Wir leben an verschiedenen Orten. Tania in Berlin und Den Haag und ich in Hildesheim und im Sommer in Mecklenburg. Wir versuchen, uns zu treffen, wann immer es möglich ist. Das ist aber leider nicht oft, vielleicht zweimal im Jahr. Wenn wir gemeinsam auf einer Jugendliteraturwoche sind, dann nehmen wir uns auch mal ein Abend für uns. Hin und wieder telefonieren wir, aber das meiste läuft digital ab.

 

Tania: Jedes Autor*innen-Duo arbeitet anders. Manche teilen tatsächlich Abschnitte auf: Figuren oder Kapitel. Das machen wir beide jedoch nicht, denn das würde bedeuten, dass man immer zwei verschiedene Stimme im Text spüren würde. Bei uns macht jede alles. Zuerst plotten wir. Das heißt, wir schreiben zu jedem Kapitel in einigen kurzen Sätzen auf, was da passieren soll. Und dann fängt eine von uns an, zu schreiben. Wenn sie fertig ist, legt sie das Geschriebene in die Dropbox. Dann macht die andere diesen Text auf und schreibt einfach weiter, streicht, verschiebt, füllt an und so weiter. Und das machen wir auch ohne diese Änderungen-verfolgen-Funktion. Wir vertrauen uns da gegenseitig total. Dann geht es wieder in die Dropbox, und die erste geht wieder ran, dann wieder die zweite, und meistens sind wir danach erst mal durch. Antje hat irgendwann mal ausgerechnet, dass jede von uns jeden Satz mindestens zehn Mal bearbeitet. Das heißt, alles ist von uns beiden geschrieben.

 

Antje: Das ist aufwändig, aber es macht auch Spaß. Und der Vorteil ist: Es entsteht nur eine Stimme, nicht zwei.

 

7.     War es für euch sofort klar, dass ihr mit "WILD" und "Der Schein" Jugendromane schreiben wolltet und habt ihr schon mal darüber nachgedacht, auch Bücher für Erwachsene zusammen zu schreiben?

 

Antje: Uns war klar, dass es Jugendromane werden oder sagen wir: All-Age-Romane. Über einen gemeinsamen Roman für Erwachsene haben wir noch nicht nachgedacht, aber vielleicht kommt das noch.

 

Tania: Sag niemals nie. 

 

8.     Woher kommen die Namen in euern Büchern? Zum Beispiel Noomi oder Olympe sind ja nicht so häufige Mädchennamen.

 

Tania: Diesmal war es so, dass jede von uns sich zwei Namen ausgedacht hat. Noomi stand als erste, den hatte ich vorgeschlagen, weil ich einen hebräischen Namen wollte. Antje fand den gut, und dann hat sie den fantastischen französischen Namen Olympe auf den Tisch geworfen, ich Flix, sie Ryan. So lief es, oder?

 

Antje: Ja, und dann haben wir uns schlapp gelacht, weil die Figuren zwar alle voll die seltenen Namen haben, aber gegenseitig voneinander denken: Was hat der/die für einen blöden Namen …

 

9.   Habt ihr vor noch weitere Bücher als Ella Blix zu veröffentlichen?

 

Antje & Tania: Unbedingt!

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